Bekanntmachungen
Ämter Landkreis Waldshut
Amt auswählen
Online-Bürgerportal
Service auswählen

Reaktivierung der Wehratalbahn: Machbarkeitsstudie liegt vor

Im Rahmen der Reaktivierungsoffensive des Landes für stillgelegte Bahnstrecken hat der Landkreis eine Machbarkeitsstudie für die Wehratalbahn in Auftrag ge-geben. Im Ergebnis kann derzeit für die Wehratalbahn das für eine Förderung grundsätzliche notwendige Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,0 nicht dargestellt werden, wenn alle Kosten eingerechnet werden. Es besteht aber weiterhin die Chance auf eine Reaktivierung. Der Kreistag befasst sich mit dem Ergebnis am 19. Juli.

Baden-Württemberg hat sich das Ziel gesetzt, den öffentlichen Nahverkehr bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln. Einen wichtigen Beitrag dazu soll die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken spielen. Diese sind Bestandteil der Mobilitätswende. Eine Potenzialanalyse im Auftrag des Landes prognostizierte für die stillgelegte Wehratalbahn gute Nachfragewerte. In der Folge gab der Landkreis Waldshut in Abstimmung mit dem Land und weiterer Partner eine Potentialanalyse in Auftrag. Das Ziel: Die Ermittlung des Nutzen-Kosten-Verhältnisses (NKV). Denn dieses stellt ein zentrales Förderkriterium dar, um eine Landesförderung zu erhalten. Anspruch haben demnach Strecken mit einem Wert von mindestens 1,0.

Nun liegen die Ergebnisse vor. In der Studie wurde eine vorzugswürdige „Langvariante“ Bad Säckingen - Schopfheim und eine „Kurzvariante“ Bad Säckingen - Wehr untersucht. Nach aktuellem Stand, erreichen sowohl die lange als auch die kurze Variante in der Studie nicht das positive Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,0. In beiden Fällen kann dieser Wert unter Berücksichtigung der Regel-Voraussetzungen für Standardisierte Bewertungen momentan nicht erreicht werden.

Insbesondere bei der langen Variante erweisen sich die Kosten für die Instandsetzung des Haseler-/Fahrnauertunnels von ca. 133 Millionen Euro netto als sehr hoch - bei gleichzeitigen Gesamtkosten von 212 Millionen Euro netto inkl. Planungskosten. Die guten Nachfragewerte, denen die Machbarkeitsstudie ein günstigeres Ergebnis bescheinigen als in der ersten Abschätzung der Potentialanalyse, können die hohen Kosten daher nicht für eine entsprechende Nutzen-Kosten-Darstellung ausgleichen. Ein anderes Ergebnis würde sich ergeben, wenn die Tunnelkosten außen vorgelassen werden könnten und das Projekt somit nicht finanziell belasten. Dann würde der Nutzen-Kosten-Wert von 1 knapp überschritten werden (NKV 1,04).

Die kurze Variante, die je nach den Baumaßnahmen (Elektrifizierung und Betrieb mit elektrischen Züge bzw. Batteriezüge) deutlich geringeren Kosten von ca. 27 bzw. 37 Millionen Euro netto inkl. Planungskosten verursacht, erreicht den Wert deshalb nicht, da der Nutzwert streckenlängenbezogen deutlich geringer ist. Auch die prognostizierten Standzeiten der Busse in in Wehr, Bad Säckingen und Schopfheim, die für die Durchbindung weiter in reduziertem Umfang benötigt werden, wirken sich ungünstig auf das bisherige Ergebnis aus.

Aus Sicht der Verwaltung können sich die Gunstfaktoren für die Reaktivierung der Wehratalbahn zukünftig ändern. Mögliche Faktoren könnten demnach sein, die Entwicklungen im Bereich Sisslerfeld mit bis zu 15.000 Arbeitsplätzen, die Wohnraumnachfrage im Einzugsbereich der Wehratalbahn, die CO2-Bilanz und die ÖPNV/SPNV-Nachfrage. Dadurch könnten sich die Vorzeichen ändern zugunsten einer Reaktivierung. Es empfiehlt sich daher, die Trasse freizuhalten, um bei verbesserten Rahmen- und Startbedingungen einen neuen Vorstoß zu unternehmen.

In der Kreistagssitzung am 19.07.2023 wird die Machbarkeitsstudie vorgestellt und das weitere Vorgehen abgestimmt.

Für die Bürgermeister der Städte Bad Säckingen und Wehr ist es unverzichtbar, die Reaktivierung der Wehratalbahn weiter im Blick zu haben und Gunstfaktoren pro Reaktivierung zu nutzen: „Intakte Bahnstrecken und Bahnanschlüsse sind zukünftig für eine umweltfreundliche Mobilität sehr wichtig und zeichnen Regionen im Wettbewerb mit anderen Regionen aus. Wir müssen deshalb am Thema eng dran bleiben“, so die beiden Bürgermeister Alexander Guhl und Michael Thater.

Hintergrund der Machbarkeitsstudie
Die Machbarkeitsstudie wurde durch den Landkreis Waldshut beauftragt. Das Land Baden-Württemberg (Ministerium für Verkehr, Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg) hat die Machbarkeitsstudie maßgeblich finanziell gefördert. Die Restfinanzierung wurde gemeinsam zwischen den Landkreisen Waldshut und Lörrach, dem Regionalverband Bodensee-Hochrhein sowie den Städten Bad Säckingen, Wehr und Schopfheim getragen. PTV Transport Consult GmbH hat das Gutachten erstellt, in einer Projektarbeitsgruppe haben die beteiligten Finanziers die Erstellung der Studie aktiv begleitet.